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Christoph Lingg

TV Grossdietwil, Verbandsfähnrich Sport Union Schweiz

 

Die Vereinsfahne ist äusseres Zeichen eines Vereins und sowohl bei freudigen wie auch traurigen Anlässen nicht wegzudenken. Während der Pandemie, als viele Anlässe stattfinden konnten, sind sich viele ihrer Bedeutung wieder bewusst geworden. Weil sich der Verein nicht treffen konnte, aktivierte man stellvertretend die Fahne. So gab es zum Beispiel in den sozialen Medien Wettbewerbe mit der Vereinsfahne.

 

Unser Verbandsfahne wechselt turnusgemäss an jedem Schweizer Sportfest in die Hände des austragenden Regionalverbands, der dann für sechs Jahre den Verbandsfähnrich stellt. Am 21. Schweizer Sportfest 2018 im Luzerner Hinterland hat Christoph Lingg das Wahrzeichen der Sport Union Schweiz von seinem Vorgänger Angelo Facci aus Gossau übernommen. Bis zum 22. Schweizer Sportfest 2024 in Freiburg weilt sie in seinen Händen.

 

Christoph (56) ist gelernter Landwirt und heute im Campus Sursee im Bereich der Haustechnik tätig. Beruflich ist er Dienstleister für die angehenden Strassenbauer und so stets am Puls der jungen Generation. Er wohnt in Grossdietwil, wo er lange Zeit Präsident des TV Grossdietwil war und heute als dessen Fähnrich amtet.

 

Wie fühlst du dich als Verbandsfähnrich?

Geehrt und auch stolz. Ich bin gut integriert, habe eine tolle Ausrüstung erhalten und die Spesen sind über den Fahnenfonds gedeckt. Als Mitglied des Verbandsstabs bin stets frühzeitig informiert und darf bewegende Momente an vorderster Front miterleben. Man lernt dadurch viele Menschen kennen. Auch unter den Fähnrichen untereinander haben wir es meist lustig, man trifft sich ja bei verschiedenen Gelegenheiten wieder.

 

Wie viele Einsätze hattest du schon?

Die Anzahl der Einsätze hält sich mit DV, Sportfest und allenfalls der Fahnendelegation bei Beerdigungen, Hochzeiten oder Jubiläen in überschaubarem Rahmen. Nach zwei fulminanten Jahren mit dem Sportfest 18 und dem 100-Jahr-Jubiläum der Sport Union Schweiz wurde es coronabedingt ruhig.

 

Wie machst du das zeitlich, wenn ein Einsatz in deine Arbeitszeit fällt?

Ich habe einen verständnisvollen Arbeitgeber, so dass ich die ausfallende Arbeitszeit gut nachholen kann. Ohne die Einwilligung meines Chefs (Kaspar Bühlmann, viele kennen ihn aus dem Nationalturnen) hätte ich natürlich nicht zugesagt. Und falls es einmal eng werden sollte, würden mich meine Vereinskollegen vertreten.

 

Wo wird die Fahne aufbewahrt?

Nicht etwa auf der Geschäftsstelle, sondern bei mir zu Hause. Das hat mich anfänglich erstaunt, als ich angefragt wurde. Aber es hat durchaus praktische Gründe: Man muss nicht jedes Mal nach Emmenbrücke fahren, wenn ein Einsatz bevorsteht. Wichtig ist vor allem dass die Versicherung über den Verband gedeckt ist.

 

Welche Voraussetzungen braucht es für die Aufbewahrung der Fahne?

Die Fahne sollte offen und hängend in einem trockenen, staub- und rauchfreien, gut gelüfteten Raum aufbewahrt werden.  Man muss sie vor Lichteinfluss schützen.

 

Was ist das Wichtigste, wenn man das Amt des Fähnrichs neu übernimmt?

Dass man das Schwingen live übt. So bekommt man ein Gefühl für die Dimension der Fahne, die meistens unterschätzt wird. Der zweite Rat lautet, keine Angst zu haben. Den Fahnengruss sollte man schon beherrschen, so dass es kein Durcheinander mit den anderen Fahnen gibt. Aber bei Fehlern geht die Welt nicht unter. Mein dritter Rat lautet: Besuch den Kurs oder studiere zumindest das Merkblatt, das Urs Graber geschaffen hat.

 

Warum sollte man Fähnrich werden?

Es ist eine Ehre. Man sollte es als «Dürfen» betrachten, nicht als Muss.

 

Was ist für dich das Schönste daran?

Vorausgehen mit der Fahne und alle folgen dir. Das Gefühl, wenn du am Sportfest am Sonntagmorgen den Einmarsch der Fahnendelegationen ins Festzelt anführen darfst unter dem Applaus der Zuschauer, das ist schon ein absoluter Hühnerhaut-Moment. Aber auch an Beerdigungen habe ich immer wieder erlebt, wie sehr die Angehörigen die letzte Ehre durch die Anwesenheit der Fahne schätzen.


Interview: Brigitte Senn

 

 

 

 

 

 

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